WAFFEN GEGEN KOKS UND KOKS GEGEN HOSPITALMORD UND VERMÖGENSRAUB!
- Ricarda schönfischstein
- 13. Okt. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Juni 2024

Drug Industry Peru (Philip Reiser) Konrad Adenauer-Stiftung!
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Die Drogenindustrie in Peru Vom „heiligen Blättchen‟1 zum politischen Fluch Philip Reiser Drogenhandel, das ist in Peru gleichbedeutend mit dem Handel mit Kokain. Er hat sich in dem Land fest etabliert, das als zweitgrößter Kokainproduzent weltweit gilt.2 Trotzdem bleibt das Drogenproblem der öffentlichen Aufmerksamkeit eher verborgen und wird als sekundär angesehen, denn Gesellschaft und Politiker haben andere Prioritäten und Probleme, unter ihnen die Bekämpfung der Armut, die vielen sozialen Unruhen und die Erfüllung der Grundbedürfnisse. Doch die Präsenz des Drogenhandels wird zunehmend spürbar. Ein Beispiel sind die blutigen Morde, die in den letzten Jahren in Lima begangen wurden, meist von mexikanischen und kolumbianischen Kartellen, die in Peru ihre Lieferungen zu sichern suchen. In der Presse wurden zwischen 2009 und 2010 14 solcher Morde registriert.3 Immer wieder erscheinen Nachrichten über die Beschlagnahmung großer Kokainlieferungen. Die Frage bleibt, wie viele Lieferungen nicht entdeckt werden. Die UNO schätzt in ihrem World Drug Report 2010, dass Peru im Jahr 2008 302 Tonnen Kokain produzierte. Davon beschlagnahmte die peruanische Polizei etwa 16 Tonnen, also rund fünf Prozent.4 Der Anbau von Kokablättern in Peru hat rapide 1 | Deutsche Übersetzung der im andinen Raum für die KokaPflanze gängigen Bezeichnung „hoja sacra‟. 2 | U.N. World Drug Report 2010, United Nations Office on Drugs and Crime, in: http://unodc.org/documents/wdr/WDR_2010/ World_Drug_Report_2010_lo-res.pdf [22.07.2011]. 3 | Vgl. „Sicarios estuvieron activos en el último año‟, El Comercio, 31. Mai 2010. 4 | Vgl. Mapa del Narcotráfico en el Perú, IDEI PUCP, 2009. Philip Reiser ist wissenschaftlicher Koordinator der Konrad-AdenauerStiftung in Lima. Er studierte International Business, Französisch und Politikwissenschaften an der University of Tulsa, USA. 8|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 7 zugenommen, und damit vermutlich auch die Produktion von Kokain, denn die große Mehrheit der Kokablätter wird in der Kokainproduktion benutzt.5 Der Umfang der nationalen Produktion gleicht sich zunehmend demjenigen Kolumbiens an, des meistproduzierenden Landes mit 450 Tonnen jährlich.6 Der verstärkte Kampf gegen die Drogen in Kolumbien konzentriert sich auf die Zerstörung der illegalen Kokaanbauten und verlagert die Nachfrage in die Nachbarländer – vor allem nach Peru, wo der Kampf gegen den Anbau von Koka nicht besonders energisch geführt wird. Auch die Institutionen des peruanischen Staates sind gefährdet. In den neunziger Jahren baute Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos unter Präsident Alberto Fujimori ein weit reichendes, teils mit Geldern aus dem Drogenhandel finanziertes Netz auf, in dem Korruption einen festen Platz hat. Seither sind Beweise gefunden worden, die darauf hinweisen, dass Montesinos selbst mit Hilfe der höchsten Ränge des peruanischen Militärs im Drogenhandel aktiv war und sogar Geschäfte mit den kolumbianischen FARC tätigte. Obwohl Montesinos und Fujimori heute im Gefängnis sitzen, sind die Spuren von damals in der peruanischen Politik noch klar erkennbar. Fujimoris Tochter Keiko führt bis heute die Fujimori-treue Partei Fuerza 2011. Sie verlor im Juni nur knapp die zweite Runde der Präsidentschaftswahl an Ollanta Humala. Auch die Korruption in Militärkreisen kommt immer wieder zum Vorschein. Nach der Beschlagnahmung von 700 Kilogramm Kokain 2004 in der nördlichen Hafenstadt Paita stellte sich heraus, dass die Drogenhändler von Offizieren der Armee gedeckt und unterstützt wurden, als diese die Ladung auf ein Schiff nach Mexiko verfrachteten.7 Die Institutionen des Staates sind erschreckend schwach und leicht zu infiltrieren. Die Kombination aus wachsender 5 | Ebd. 6 | Vgl. U.N. World Drug Report 2010, Fn. 2. 7 | Vgl. Fernando Rospigliosi, „Narcotráfico, Cocaleros y Políticas Estatales‟, Manejo y Gestión de la Seguridad, Instituto de Defensa Legal, 2004. Nach der Beschlagnahmung von 700 Kilogramm Kokain 2004 in der Hafenstadt Paita stellte sich heraus, dass die Drogenhändler von Offizieren der Armee unterstützt wurden. 8 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 8|2011 Bei den Inkas galten Kokablätter wegen ihrer Heilkräfte als heilig. Die traditionelle Anwendung gilt oft als Argument, um den Anbau zu legalisieren. Drogenproduktion, politischer Ungewissheit und mächtigen ausländischen Kartellen stellt für den Drogenhandel eine Möglichkeit dar, den peruanischen Staat zu schwächen und in seinem Sinne zu steuern. Kolumbien in den achtziger und neunziger Jahren und Mexiko heute zeigen ähnliche Muster in der Entwicklung in diese Richtung. Doch die Erfahrungen dieser Länder können auch wertvolle Lektionen sein. Ob Peru diesem Schicksal entgeht, hängt von mehreren Faktoren ab. Der internationalen Zusammenarbeit kommt besondere Bedeutung zu. Hier muss die Weltgemeinschaft nicht nur Unterstützung leisten, sondern auch Druck ausüben und Ergebnisse verlangen. Die Anti-Drogen-Vorgaben des Freihandelsabkommens mit den Vereinigten Staaten geben einen Schritt in diese Richtung vor, denn als Bedingung für die Liberalisierung des Handels verlangen sie konkrete Resultate im Kampf gegen das Drogengeschäft von Seiten des peruanischen Staates. Die neue von Humala geführte Regierung wird entschlossen agieren müssen, denn unter Staatspräsident Alan García wurde wenig erreicht. Nach Angaben der UNO nahm der Anbau von Kokapflanzen zwischen 2006 und 2009 um etwa 20 Prozent zu, während die Produktion von Kokain etwa um zehn Prozent anstieg.8 Wenn sich diese Tendenzen halten, könnte Peru in fünf Jahren Kolumbien in beiden Kategorien übertroffen haben und damit in eine gefährliche Position geraten. Die Koka-Bauern und das „heilige Blättchen‟ Die Blätter der Kokapflanze finden seit Tausenden von Jahren in Peru Verwendung. Bei den Inkas fand man Kokablätter in den Gräbern der verstorbenen Herrscher, denn sie galten wegen ihrer Heilkräfte als heilig. Heutzutage werden die Blätter als Tee getrunken oder gekaut – ein Hausmittel gegen Höhenkrankheit, Magenleiden und Müdigkeit. Das Kokablatt gilt als Identitätssymbol der andinen Kultur, und seine traditionelle Anwendung ist daher nie verboten worden. Dies gilt oft als Argument, um den Anbau von Kokablättern noch heute zu legalisieren. 8 | Vgl. U.N. World Drug Report 2010, Fn. 2. 8|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 9 Doch mit der Entdeckung des Kokains entstand das Problem der Regulierung des Kokamarktes und der Vermeidung einer illegalen Nutzung. Daher gründete der peruanische Staat 1949 die ENACO (Empresa Nacional de la Coca), den nationalen Kokabetrieb, als einzigen legalen Vermarkter der Kokablätter und ihrer Nebenprodukte. Heute ist die Wirksamkeit dieser Strategie umstritten. Die Regierung schätzt die Inlandsnachfrage nach Kokablättern für den legalen Gebrauch auf 9.000 Tonnen jährlich. Doch die ENACO erwarb 2008 nur 2.417 Tonnen für den Weiterverkauf.9 Die Differenz zeigt, dass selbst bei der legalen Nutzung des Blattes ein massiver schwarzer Markt existiert. Doch diese Ziffern sind noch weit entfernt von der gesamten Produktion an Kokablättern. Abb. 1 Kokablattproduktion (in Tonnen) Quelle: Mapa del Narcotráfico en el Perú, IDEI PUCP, 2009. Nach Angaben der UNO wurden in Peru 2008 122.300 Tonnen Kokablätter geerntet. Zieht man die geschätzten 9.000 Tonnen für den legalen Gebrauch ab, bleiben 113.300 Tonnen, also 92,6 Prozent der Gesamtproduktion, die an den Drogenhandel gehen. Wenn man nur den Anteil, der von der ENACO gekauft wird, als legal ansieht, steigt der Anteil für illegale Zwecke sogar auf 98 Prozent. Angesichts dessen müssen sowohl das Argument des legitimen Gebrauchs als auch die nationale Strategie gegen den illegalen Anbau dringend überdacht werden. Einer der Schwerpunkte des Kampfs gegen die Drogenproduktion ist die Vernichtung der illegalen Koka-Anbauten, also derer, die nicht von ENACO genehmigt sind. Diese sind 9 | Vgl. ebd. 93 % 2 %
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