VER-RÜCKT ODER KRIMINELL? PSYCHIATRISCHES GUTACHTEN ÜBER TÖTUNGSSPEZIALISTEN DRINGEND NOTWENDIG! Verfolgt Der einsame Kampf der Frau Berg Stern24/08 Bernd Volland13. Juni 2008
- Ricarda schönfischstein
- vor 4 Tagen
- 15 Min. Lesezeit
CAMPANELLA - IHRE SO ENGE VERBUNDENHEIT MIT SPD SCHRÖDER UND DEN MILLIIARDEN AUS KATAR ODER SYRIEN ODER RUSSLAND STINKEN ZUM HIMMEL:
MIT WELCHEM RECHT HABEN SIE MEINE TEXTE WIEDER EINMAL WEG GEDRÜCKT?
ERWARTE EINE ANTWORT VOM KANZLERAMT. stein
https://manage.wix.com/dashboard/d3cccfde-37a1-4967-b2c1-888ab1084e08/blog/6a023c60-eace-426e-9189Der einsame Kampf der Frau Berg
Von Bernd Volland
13. Juni 2008
14:57 Uhr
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Die italienische Mafia jage sie, die amerikanische Geheimdienst CIA, das Terronetzwerk al Kaida und der Verfassungsschutz. Manche halten sie deshalb für verrückt. Frau Berg sagt: Die Welt ist verrückt. Die Geschichte eines gehetzten Lebens.
Frau Berg wandte sich an uns in einer Angelegenheit, wie sie dringlicher nicht sein könnte. Es würden nicht nur sie, ihre Familie und ihre Freunde, sondern Hunderttausende von Menschen im ganzen Land verfolgt und mit dem Tode bedroht. Verantwortlich hierfür zeichne ein Kartell, bestehend aus Mafia, diversen westlichen, östlichen und arabischen Geheimdiensten, Terrororganisationen, Anwälten, Ärzten und Politikern, besonders genannt seien Helmut Kohl und der ehemalige Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann.
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Zudem sei erwähnt, dass Frau Berg sich bewusst ist, dass sie ob dieser Erkenntnisse von manchen Menschen für sonderbar gehalten wird. Sie sagt dazu: "Wer es nicht selbst erlebt hat, muss einen für verrückt halten." Auch finden manche ihre Ansichten belustigend. Dazu muss man sagen: Frau Bergs Leben ist nicht sehr lustig.
Sie erzählt davon an einem Sonnentag auf einer Bierbank vor einem Café an Hamburgs Landungsbrücken, ein Ort, der zwar laut, aber dafür abhörsicher ist. Frau Berg spricht in ebenso großen wie gewählten Worten, wie eine Dame, und das ist sie zweifelsohne, selbst wenn ihre Lebenssituation ihr weder Zeit noch Geld lässt, um Wert auf noble Kleidung zu legen, da sie sich seit mehr als 20 Jahren im Ausnahmezustand befindet. Frau Berg hat Solschenizyn gelesen, sie spricht vier Sprachen und zitiert Havel, Hesse und Kafka mit fester Stimme. Wenn Frau Berg hingegen schreibt, dann schreibt sie wie eine Gehetzte, und auch daran ist nicht zu zweifeln, dass sie es ist.
Sie demonstriert und verteilt Flugblätter
Man kennt Frau Berg in Hamburg. Auch wenn sie keine allzu auffallende Erscheinung ist, nur knapp einen Meter sechzig misst und damit einen Kopf kleiner ist als der für sie abgestellte Verfassungsschutz-Führungsoffizier, den sie auf "ungefähr Einssechsundachtzig" schätzt. Sie demonstriert und verteilt Flugblätter vor den großen Verlagshäusern der Stadt, wo sie meist allein anzutreffen ist, nur in Begleitung ihrer kleinen Hündin Mandy, die sie liebevoll "Prinzesschen" nennt und in einem Korb trägt. Man kennt Frau Berg auch im Umfeld der Mächtigen dieser Republik. Denn nahezu jeden Tag kracht eine ihrer E-Mails in die Postfächer von Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, dem Justizoder dem Verteidigungsministerium und diverser Redaktionen. Auch den amerikanischen Präsident George W. Bush hat sie schon angeschrieben: "Mister president, please help." Und: "Ex-CIA-director Mister Robert - Bob - Gates can give information."
Sie schreibt beispielsweise: "Es gibt schwarz gekleidete und schwerst drogenabhängige Beamte, die in Diensten der Consiglieri stehen - nachweislich. Eine straffe Hierarchie, bei der es sich vornehmlich um drogenkranke und Mafia-treue Staatsdiener (Ärzte, Juristen, Polizeibeamte und auch Journalisten) handelt." Diese Mafia-Anwälte, die man im Fachjargon "Consiglieri" nennt, steuerten gemeinsam mit Politikern "Todesschwadronen im Geheimdienstapparat, die den Drogenmarkt der Islamisten wie auch Kommunisten regeln".
Wenn man Frau Berg bei einer ihrer Demonstrationen anspricht, sagt sie: "Ich stehe hier, weil ich um mein nacktes Leben kämpfe."
Nur ihre Geburt war normal
Frau Bergs Leben begann mit der Geburt, und das ist das einzige, was an ihm gewöhnlich ist. Als Klara Maria Berg wurde sie 1946 in ein 2500-Seelen-Dorf im Rheinland geboren. "BESTIMMT FÜR EINEN DORNIGEN WEG!", schreibt sie in einer E-Mail in großen Lettern. Das Mädchen wächst in einem Landidyll auf, auf einem Fachwerkbauernhof, wo die Kinder bei der Kartoffelernte helfen und wo noch Ochsen den Pflug ziehen. "ZEITLEBENS VERACHTET UND ENTRECHTET IM LAND DER VERLIERERMÄCHTE!", schreibt sie. Das Haar ist kraus, ihr Teint orientalisch, die Mutter Deutsche, der leibliche Vater Franzose mit tunesischen Wurzeln, sie ist die Frucht einer Nachkriegsaffäre. Die Gesinnung ihrer Schullehrer ist noch die alte, ergraute Nazis schlagen sie, die Mitschüler hänseln und jagen den "Neger" oder "Mischling". Ihre Familie, sagt Frau Berg, sei der einzige Ort der Sicherheit gewesen: ihre Mutter, die Großeltern, der Stiefvater und später drei Halbgeschwister.
"Mein Leben", sagt Frau Berg, "ist geprägt vom Widerspruch zwischen dem Brutalen dieser Welt und meiner Sehnsucht nach Menschlichkeit."
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Oft ist es schwer, Frau Berg zu folgen, denn die Menge an Informationen, die sie recherchiert und verknüpft hat, ist so beträchtlich, dass auch sie selbst im Redefluss ab und an angestrengt mit den Augen blinzeln muss - und es fällt ihr schwer, über andere Dinge zu sprechen als ihre Nachforschungen. Jedoch ist sie kein unangenehmer Gesprächspartner, sondern ein Mensch von oft ungebrochener Herzlichkeit, der anruft und warnt: "Meine ‚Freunde‘ aus der Camorra planen wieder einen Mordanschlag, knallharte neapolitanische Mafia, und auch Ihr Verlag ist involviert. Aber Ihnen ein schönes Wochenende und alles Liebe."
Sie hat ein Blick für das Elend
Mit 19 Jahren, zur Zeit des Abiturs, legten sich über Klara, das Mädchen, erstmals Depressionen. Sie versucht, ihnen mit Alkohol zu entkommen, dann entflieht sie gleich dem ganzen Land und zieht nach Südamerika. Noch heute schwärmt Frau Berg von armen, aber fröhlichen Menschen, "freundlich, sich dem Schicksal fügend". Sie arbeitet als freie Journalistin, verkehrt mit Diplomaten und Intellektuellen. Sie nennt es die glücklichste Zeit ihres Lebens. Doch sieht sie auch hungernde Kinder, will eines adoptieren, was aber die Behörden verbieten. Und erschüttert erlebt sie, wie in Peru das Militär eine Diktatur errichtet. Und wie in Argentinien dasselbe geschieht. Man kann sagen, sie gehört zu den Menschen, die einen besonderen Blick für das Elend haben. Oder die es anziehen, ein Elend, das einen wahnsinnig machen kann, wie sie selbst es formuliert.
Frau Berg kann Journalisten zu den Horten ihrer Feinde führen, die erstaunlich nahe liegen. Sie zeigt einem dann das Zentrum von al Qaeda, das sie in einem alten Mietshaus ausgemacht hat, zwei Straßen von der Wohnung, wo Frau Berg in Hamburgs Stadtmitte bei einem Mann Unterschlupf gefunden hat, den sie heute ihren Partner und Beschützer nennt. In dem Haus gehen Frauen mit Kopftüchern ein und aus, und als Frau Berg vier von ihnen auf ihre Pläne anspricht, schütteln zwei lachend den Kopf, eine versteht kein Deutsch und eine schimpft über Diskriminierung, was die Empörung von Frau Berg nicht mindert. Vor dem Gemüseladen zwei Häuser weiter, sitzt ein V-Mann des Verfassungsschutzes, der nur lächelt und zum Verkäufer etwas auf Türkisch sagt. Die Mafiosi, zu erkennen an feinen Anzügen, aber ungeputzten Schuhen, lauern im italienischen Lokal um die Ecke. Und die "durchtrainierten schwarzen Männer der Todesschwadronen" jagen beinahe täglich, dunkel gekleidet mit Wollmützen und Sonnenbrillen, auf sündteuren Rennrädern an ihr vorbei.
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In den Siebzigern kehrt Klara Berg aus Südamerika in diese Welt zurück, gewissermaßen in ihre Mitte. In München beginnt sie als Journalistin zu arbeiten, auch für den stern, was jene, die heute glauben, sie sei verrückt, sich schwer vorstellen können, aber Kollegen erinnern sich noch an sie, eine junge Frau, die zumeist im Cabriolet vorfuhr. Sie schreibt über die Schickeria, und sie taucht in sie ein. Freundinnen erzählen heute noch von der jungen, etwas exotischen, gebildeten Frau, die in nahezu literarischen Sätzen redete. Schauspieler, Regisseure, Ärzte, Klatschkolumnisten zählen zum Freundeskreis, ein Bohème-Leben im "Kir Royal"-München der Siebziger und Achtziger.
Viel wissen, nicht alles schreiben
Man lebt davon, viel zu wissen und nicht alles zu schreiben, Prominenz und Journaille geben sich gegenseitig Bedeutung und Informationen, Tratsch, von erzkonservativen Politikern, die Bordelle besuchen, von drogenabhängigen Schauspielern und Affären. Frau Berg sagt, sie hätte etliche dieser Menschen eitel gefunden, verlogen, aber durchschaubar.
Oft wird Frau Berg heute von einer Angst getrieben, die man ihr keineswegs ansieht, denn weder blickt sie sich gehetzt und suchend um, noch äugt sie dem Gegenüber misstrauisch in den Notizblock. Man erkennt die Furcht vielmehr daran, dass ihre E-Mails häufiger und länger werden. Die Bedrohung, der sie Ausdruck verleihen, ist vergleichbar mit einem Gewitter, das sich langsam im Kleinen zusammenbraut, sich dann aber über der ganzen Welt entlädt.
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Vor einigen Monaten begann das Grauen in Frau Bergs Zufluchtsort, wo ihr Partner krank daniederliegt, an den sich seit geraumer Zeit eine Polin heranmache, so hat Frau Berg beobachtet, augenscheinlich wie so oft eine "vom KGB ausgebildete Spezialistin". Dann stürzte er, wohl in irgendeiner Art vergiftet, in einer Gaststätte, im Krankenhaus wurde festgestellt, dass er bereits vier Schlaganfälle hinter sich hat. Folgen früherer Giftanschläge, dessen ist sich Frau Berg gewiss, und es ist offenbar wieder ein neuer geplant. Bald darauf sieht sie auch schon in den Nachrichten, dass Menschen in Afghanistan entführt wurden, und sie ist sicher, es passiert einzig, um die Öffentlichkeit abzulenken von dem Furchtbaren, was im Heimatland geschieht, hier in der Wohnung ihres Partners, wo auch sie von der Telekom abgehört wird. Und aus deren Fenster Frau Berg nun über Tage einen "Bus des Verfassungsschutzes" auf der Straße erspäht, "tief verhangen mit gelben Plastikgardinen", und aus der just in dieser Zeit Sonnenbrille, Schlaftabletten, Geld, Bahncard und ihr Ausweis "einfach verschwinden". Es ist, als ob sich Finger nach ihr ausstreckten, in jeden Winkel ihres Lebens tasteten.
Ihr Text verschwindet vom Bildschirm
Ihre Häscher, sagt Frau Berg, schrecken vor nichts zurück. Sie hätten ihr erst Arbeit, Geld und Obdach genommen, sie lebt von Hartz IV, seit nahezu zehn Jahren habe sie keine eigene Wohnung mehr. Sie ließen Frau Berg von Agenten beim Schwarzfahren in der U-Bahn stellen, um ihr, weil sie nicht zahlen könne, den Ausweis abzunehmen. Sie kappten ihre Schreiben, die sie jeden Nachmittag in Internetcafés verfasst, in denen die Stunde im Netz zwei Euro kostet und wo oft auf einen Schlag der Text vom Bildschirm verschwindet.
Frau Berg kann nicht mehr genau sagen, ob all das mit Lisa, der Waffenhändlerin, anfing oder den Erlebnissen in einer Klinik, Helmut Kohls Machtübernahme, der Hitler-Tagebuch-Affäre oder dem Tod von Franz Josef Strauß' Frau. Es begann jedenfalls in München, und man kann vielleicht sagen, wer diese Zeit begreift, begreift Frau Berg etwas besser, deren Leben aus einer endlosen Wiederkehr immer derselben Schrecken besteht.
Damals fiel ihr auf einmal das Arbeiten schwer, nach dem stern und anderen Stationen war sie Redakteurin beim "Landwirtschaftlichen Wochenblatt". Nun trat ein, was Schreiber am meisten fürchten, dass ihnen die Worte verloren gehen, sie blockiert sind in sich selbst. Klara Berg verliert ihre Anstellung, zieht sich zurück in ihre Penthouse-Wohnung, hört klassische Musik, Rachmaninow und Tschaikowski, grübelt über Erinnerungen und alte Wunden. Kopfschmerzen plagen sie, die sie mit Migränemitteln betäubt, Schlaflosigkeit bezwingt sie mit Tabletten.
Nach der Behandlung beginnt der Terror
Klara Berg ist sich in jener Zeit bewusst, dass sie psychisch krank ist. Sie begibt sich wegen Depression und Medikamentensucht in eine Klinik, wo sie sich gut behandelt fühlt, ja sie publiziert ihre Erfahrungen später gar in der "Süddeutschen Zeitung" in einem mutmachenden Artikel: "Ausbruch aus der Leere". Jedoch zieht sie sich nach der Behandlung weiter zurück, erhält kaum mehr Aufträge, sie fühlt sich gebrandmarkt als "die aus der Klappse". Permanent habe ihr Telefon geklingelt, aber niemand sich gemeldet. Eine Nachbarin wiederum erstattet Anzeige gegen sie wegen Ruhestörung. Und "beinahe täglich" bekommt sie nun mit, wie sich Menschen am Sendlinger Tor vor die U-Bahn werfen. "Ein Terror begann", sagt Frau Berg.
Wenn man mit ihr spricht, sieht man selten in fragende Augen. Frau Bergs Augen blicken wissend, mit jener unumstößlichen Gewissheit, die auch aus ihren E-Mails spricht. Viel zu lange und zu akribisch hat sie geforscht. Man kann das wohl auch mit einem Satz erklären, der sie heute durch ihr Leben führt und den ihr damals in München ein befreundeter Arzt mit auf den Weg gab: "Wenn die innere Stimme zu versagen droht, musst du den Kampf nach vorne suchen."
Frau Berg sagt, es habe durchaus gedauert, bis sie diese Worte vollkommen begriff, jedoch brachte die Erkenntnis eine Erleichterung: "Ich bin nicht wehrlos ausgeliefert." Aber dazu war es unabdingbar, Verantwortliche zu suchen und zu finden. Denn nur wer den Gegner kennt, kann den "Kampf nach vorne" suchen. Die ganze Welt schien damals aus den Fugen zu geraten, die kleine private wie die große politische, es würde für Klara Berg dazwischen nie wieder Grenzen geben. Kohl wird Kanzler, Genscher Außen- und Zimmermann trotz Meineids Innenminister, und Klara Berg geht in die Klinik eines bekannten Arztes, der insbesondere Prominente betreut. Klara Berg beginnt, Freunden von dunklen Machenschaften zu erzählen: Erpressung von Politikern, die süchtig gemacht würden. Sonderbare Drogen, die "übermenschliche Kraft" verliehen, wie Frau Berg heute sagt, und mittels derer der Arzt zum mächtigsten Mann der Republik geworden sei, verantwortlich für den Tod von Uwe Barschel und die Entsorgung Obdachloser.
Nichts ist so vertraut wie früher
Sie fühlt sich nach der Behandlung eher schlechter als besser. Immer mehr hört und sieht sie, immer mehr widerfährt ihr. Sie reist zu ihrer engen Freundin Lisa P. (Name geändert) nach Paris. Lisa P., einst Filmdarstellerin und Model, ist eine Dame, "bei der alle Männer klein werden", sagt Frau Berg. Es sei damals nicht mehr so vertraut wie früher gewesen. Sie nimmt wahr, wie ihre Freundin arabische Waffenhändler hofiert, hochrangige deutsche Politiker seien verwickelt, davon ist sie überzeugt, im Bettlaken der Freundin verfangen, die wohl vom CIA instruiert wird. Sie hört Agenten erzählen, wie sie Revolutionen anzetteln, sie wollen sie gar anwerben. Zurück in München, stirbt Strauß' Frau Marianne bei einem Unfall, ein Mord in Wahrheit? Und Bergs Nachforschungen in einem Steuerskandal werden behindert, indem man sie für verrückt erklärt und beim stern, wie sie weiß, eigens dafür die Hitler- Tagebuch-Affäre inszeniert wird. Es wird langsam zu viel.
Manchmal packt Frau Berg heute auch der Zorn, und es geschieht oft überraschend. Dann bricht sie die seit Monaten laufenden Gespräche ab und will vor dem Verlagsgebäude demonstrieren: gegen Journalisten, die für die Consiglieri arbeiten.
Dabei befragt man die Anwälte lediglich zu Frau Bergs Vorwürfen. Man spricht mit einem Juristen mit italienischem Namen, von dem Frau Berg sagt, dass er seinerzeit an einem Giftanschlag auf einen Bekannten beteiligt gewesen sei, ihn dann kidnappte, sodass kein Kontakt mehr möglich war. Der Mann erklärt zornig, sein Freund und Mandant sei nur nach durchzechter Nacht mit einer Whiskeyflasche auf der Couch liegend von ihr angetroffen worden und habe später durch ihn eine Unterlassungsklage erwirkt, weil Klara Berg ihm ständig nachgestellt habe. Und ein anderer bekannter Kollege des Mannes sagt, er erinnere sich nur daran, dass sie einst bei ihm Mandantin war, mit einem Anliegen, das zu nichts geführt habe.
Kenner der Szene berichten Details
Aber man recherchiert "nichts zu Todesschwadronen im Geheimdienstapparat", zürnt Frau Berg in einer Mail mit dem Betreff "Wenn Redaktionsangestellte sich zu Handlangern von Killern machen". Auch findet man nichts zu "übermenschliche Kraft verleihenden Drogen". Doch immerhin lässt man sich von Kennern der Münchner Szene erzählen, dass Politiker die außergewöhnlichen medikamentösen Künste des von Frau Berg verdächtigten Arztes sehr schätzten. Auch über die erstaunlich hohen staatlichen Zuwendungen für seine Kliniken wurde berichtet.
Und man spricht eine Freundin von Frau Berg, die Witwe eines berühmten Regisseurs, die sich erinnert, dass sie tatsächlich in Paris bei Lisa P. war. Und andernorts wird bestätigt, dass Lisa P. wirklich als Waffenhändlerin mit besten Verbindungen zu hohen deutschen Politikern und nach Arabien und Südamerika operierte und gegen sie die Staatsanwaltschaft ermittelte. Es müsse damals auch eine große menschliche Enttäuschung zwischen den beiden gegeben haben, erinnert sich die Freundin.
Ja, man bezweifelt nicht, dass Frau Berg in München Dinge gesehen, gehört, erfahren hat, die einen Menschen zerreißen können, der ohnehin nie der Welt vertraute. Auch bestätigen sich viele der Todesfälle, die Frau Berg schildert in ihrer ganzen Furchtbarkeit, Tausende dieser Fälle dürfte es geben, sagt sie. Nichts, was sie sagt, sagt sie ohne Anlass, man könnte nur vielleicht andere Schlüsse ziehen.
Als die Polizei die Wohnung aufbricht, ist Frau R. tot
In nahezu jeder E-Mail zählt sie die Namen von Opfern auf: Gerd P., Ralf T. oder Rudolf Sch., der in der DDR vier Jahre im Stasi-Gefängnis saß und von dem Frau Berg viel über Diktaturen gelernt hat und darüber, wie Stasi-Verbrecher nach der Wende in beste Positionen gelangten. Oder Cäcilia R., stadtbekannt, weil sie vor Hamburgs Gerichten gegen Justizskandale und Geheimdienstverbrechen demonstrierte. Als Frau Berg Cäcilia R. eines Tages nicht erreicht, ruft sie bei Polizei, Staatsschutz und Innenministerium an, erzählt von all den Opfern dieses "größten Massengiftmordes der Nachkriegsgeschichte", dessen nächstes ihre Freundin sein solle. Man sagt ihr mal: "Wir kümmern uns." Und mal: "Sie sind verrückt." Als dann die Polizei doch die Wohnung von Cäcilia R. aufbricht, ist sie seit Wochen tot. Cäcilie R.s Schwester sagt heute, R. hätte sich oft tagelang nicht aus dem Haus gewagt, sich zugleich nicht getraut, auf Vorrat einzukaufen, weil in ihrem Kühlschrank die Lebensmittel vergiftet würden, sie sei regelrecht zerfallen. Ermordet, sagt Frau Berg, wie so viele.
Man könnte hier einwenden, dass Frau Berg vor allem zu sehr anfälligen Menschen Bande knüpfte, seitdem sie in den Untergrund floh: Obdachlose, Psychiatriepatienten oder Arbeitslose. Denn Menschen in sicheren Verhältnissen gehen Menschen wie ihr aus dem Weg. Aber Frau Berg sagt, die meisten Bürger dieser Republik ignorierten das Verbrechen einfach, indem sie sich einreden, so sei das Leben nun mal, oft auch hart und ungerecht.
Vergangenes Jahr musste Norbert G. sterben, ihr Schriftstellerfreund, Verfasser zahlreicher Kurzkrimis und der unveröffentlichten Werke "Kain ertrug Abel" und "Die Eremitin". Auch er wollte ihr nie glauben. Frau Berg fand ihn eines Tages mit dem Tode ringend in seiner Wohnung. Frau Berg sagt, es war wie immer "der knallharte Giftanschlag", auf einen Mann, der an seine Grenzen getrieben wurde, dem durch Tod seine Frau genommen wurde, der zu trinken begann, in Geldschwierigkeiten geriet, gezwungen war, dubiose Untermieter aufzunehmen, darunter eine russischstämmige "KGB-Spezialistin". "So arbeiten die Consiglieri", sagt sie.
Frau Berg sagt, sie habe Beweise
Manchmal könnte man selbst zornig werden mit Frau Berg. Man kann ihre Wut und Angst verstehen, wenn Freunde sterben. Man kann auch zustimmen, dass es Mitschuldige gibt für Tausende von Toten, auch in Kreisen der Politik, und Gifte, an denen gerade die Schwächsten zugrunde gehen. Aber man möchte ihr sagen, dass sie womöglich eine ungesunde Welt auf noch ungesündere Art deutet. Frau Berg aber sagt, sie habe bereits Menschen, die sie unterstützten. Sie habe Beweise. Es gebe sogar Minister und Abgeordnete, deren Sekretärinnen ihr mit beruhigender Stimme am Telefon bestätigten: "Ja, Frau Berg, wir wissen schon. Wir kümmern uns." Oft seien die V-Leute und Killer dann auch nicht mehr zu sehen.
Es hätte auch Ärzte gegeben, die sagten, sie wollten ihr helfen, sie sei vielleicht krank, leide unter Wahnvorstellungen womöglich. Aber ihnen traut sie nicht, auch sie, da ist sich Frau Berg sicher, sind in der Hand der Consiglieri. Wiederholt schon sei versucht worden, sie in die Psychiatrie zu entführen, einzig um sie zum Schweigen zu bringen, jedes Mal sei sie entkommen.
Man spricht mit einem Psychiater, Dr. Josef Bäuml, Privatdozent an der TU in München, Buchautor (Josef Bäuml: "Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige") und leitender Oberarzt am Klinikum rechts der Isar. Er erklärt die Schizophrenie, die häufigste Ursache für Wahnvorstellungen. Manche Menschen, sagt er, nicht selten die begabteren, seien wesentlich verletzlicher als andere, durch das Erbe der Gene oder durch die Erfahrungen ihres Lebens. Wenn die seelische Belastung eines Tages zu groß werde, könne das Gehirn krank werden. Es beginne, übermäßige Mengen an Botenstoffen auszusenden, und sorge so dafür, dass die Reize der Umwelt in einer extremen Intensität wahrgenommen werden. Aus diesen heftigen Wahrnehmungen mache sich der Verstand des Kranken dann wiederum einen Reim, den Gesunde kaum nachvollziehen können. Medikamente könnten helfen und eine Therapie, die lehrt, Belastungen zu mindern.
Aber Frau Berg sagt, die von der Mafia gelenkten Psychiater wollten einzig, dass sie zu kämpfen aufhöre.
Sie flieht, ohne zu packen
Über 20 Jahre befindet sich Frau Berg nun auf der Flucht. Sie zog von München an einen anderen Ort, wo sie als Spülerin arbeitete, aber als sie aus der Durchreiche den verdächtigen Klinikleiter erblickte, floh sie ohne zu packen nach Passau, wo sie versuchte, bei einem Radiosender zu arbeiten, man ihr dort aber sogar Hausverbot erteilen ließ. "Ein Berufsverbot", sagt sie, "bis heute ausgesprochen."
Von dieser Zeit an geht sie häufig in Frauenhäuser oder Obdachlosenheime, weil es dort ein Bett gibt und andere Menschen, Zeugen. Aus diesem Grund sucht sie auch Rettung in Kliniken, wo sie aber Medikamente verweigert oder sie unter der Zunge versteckt, um einem eventuellen Giftmord zu entgehen, manchmal allerdings reißt jemand dort ein Fenster auf, und sie ist sich gewiss, es ist Zeit zu rennen, weil ein Todessturz, ein fingierter Selbstmord inszeniert werden solle. Sie geht nach Paderborn. Franz Josef Strauß stirbt. Klara Berg flieht ins Rheinland. Die Mauer fällt, und sie ahnt, die Stasi bekommt nun endgültig freie Hand im Westen. Klara Berg lernt Walter K. kennen.
Frau Berg sagt, es grenze an ein Wunder, dass sie das "Mafia-Horrorspectaculo" von Malaga überlebt habe, veranstaltet vom 21. Mai bis zum 4. Juni 1993. Ihr "Freund und Beschützer" Walter K. hatte dort eine Ferienwohnung, zu der sie ihn oft begleitete, es war eine Zeit, in der ihr Leben fast normal zu werden schien. Doch dann reiste sie eines Tages allein dorthin. Da hört sie die Menschen auf den Straßen rufen: "Das ist eine Alleinstehende, sie hat ein Alkoholproblem." Sie ist sich gewiss, sie wird gejagt. Gehetzte Flucht über eine Mauer, in eine Hecke, die Hose zerrissen. Auf blutigen Füßen zum Flughafen, aber Besucher formieren sich dort anscheinend, um sie zu köpfen. Demonstration in der Stadt mit einem Blatt Papier auf dem Marktplatz: "Polizei und Camorra wollen mich töten!" In ein Verließ der Polizei, das sie wieder verlassen darf, aber nicht will, drei Tage lang, selbst Notdurft nur in der Zelle, denn wer durch die offene Tür schreitet, wird gewiss "auf der Flucht erschossen". Ein Arzt, vermutlich Iraner, mit schmuddeligem Kittel und Spritze - sie ist sich sicher: für den tödlichen "goldenen Schuss". Schließlich in eine Klinik. Bis auf einmal ihre Schwester erscheint, um sie zu befreien.
Sie lässt keine Gefühle mehr zu
Es ist sehr schwierig, die Gespräche mit Frau Berg wieder aufzunehmen, wenn man versucht, sie anzurufen, knallt sie den Hörer auf die Gabel, und bald wird man in ihren E-Mails an Merkel und Schäuble als Mitwisser bei einem geplanten Mordanschlag auf ihren Partner geführt, der in diesen Tagen in eine Kurklinik geht. Dabei waren die Gespräche eigentlich ebenso offen wie freundlich. Allerdings sagte Frau Berg auch, sie könne sich nicht auf Gefühle verlassen. Denn auch Schmerz ist eines, und so müsse sie sie ständig in Schach halten, damit der Schmerz sie nicht lähme und ihren Verfolgern wehrlos ausliefere. Sie sagte: "Ich lebe nur noch im Kopf, wenn ich Emotionen zulasse, bin ich verloren."
Der Schmerz ist ein gewaltiger Gegner. Anfang 2007 starb Frau Bergs Mutter im Alter von 83 Jahren. Herztod, sagten die Ärzte. Giftmord, sagt Frau Berg, unter Einsatz von wahrscheinlich vier Polizeihelikoptern. Seit den Geschehnissen von Malaga hätten die Consiglieri auch ihre Familie unter Druck gesetzt, ja sie "gekidnappt". Ja, sie hätten bei den Angehörigen über Behörden Tausende von Mark für die Folgekosten des Komplotts abgepresst. Frau Bergs Kontakt zu den Schwestern und dem Bruder riss weitestgehend ab. Bei der Beerdigung der Mutter hätten die Geschwister ihr ein eindeutig von den Consiglieri erzwungenes Dokument zur Unterschrift vorgelegt, in dem Frau Berg gegen Auszahlung die Erbansprüche auf das Haus der Mutter abtreten sollte.
Gelingt es, Angehörige zu erreichen, sprechen sie von ihrem schweren Leid im Zusammenhang mit ihrer Schwester, aber viel mehr wollen sie nicht sagen. Sie dürfen nicht, erklärt Frau Berg, "sie sind gekidnappt".
Gefühl zeigt Frau Berg nur für ihre Mutter
Nur sehr selten schien es in den Gesprächen mit Frau Berg, als könnte das Gefühl stärker werden als die Kampfeskraft. Es geschieht, wenn sie von ihrer Mutter spricht. Dann sagt sie: "Mein Leben lang wurde ich von ihrer Liebe getragen." Dann wird ihre Stimme weich, wenn sie erzählt, wie die Mutter sich immer um den Jungen sorgte, den alle sonst als Dorftrottel beschimpften, wie sie zum Putzen ging, eine gebildete Frau, um den Kindern eine Ausbildung zu finanzieren. Wie sie ihre Tochter noch über Jahre mit hart erarbeitetem Geld unterstützte, auch als diese sich schon in Kellern verkroch und wenige sonst zu ihr standen. Wie einzig ihre Liebe es gewesen sei, die sie aus der "Hölle von Malaga" rettete.
Aber schnell wird Frau Bergs Blick dann wieder fest, nahezu hart. Sie zürnt, wie furchtbar es sei, dass die "Barbaren" auch sie "brutal ermordet" hätten, "meine über alles geliebte Mutter". Frau Berg hat den Weg des Kampfes, nicht den des Zulassens gewählt. Und darum donnert sie in Mails ihren Feinden Sätze ins Gesicht wie: "Versuchen sie nur ja nicht, den Mord an meiner Mutter mit weiteren Mafia-Auftragsmorden rechtfertigen zu wollen."
Es gibt Menschen, die sagen, das hört sich verrückt an, und Frau Berg gelingt es selten, sie zu überzeugen. Frau Berg wiederum sagt, die Welt sei verrückt.
Es gelang noch keinem, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
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